Forschungen

Forschungsarbeiten von Mitgliedern

Die GHGRB Bibliothek verfügt über eine umfangreiche Sammlung von publizierten genealogisch-heraldischen Forschungsarbeiten von Mitgliedern. Viele sind im Selbstverlag erschienen und wurden von Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gibt es einige komplette genealogisch-heraldischen Sammlungen, welche die GHGRB von Mitgliedern, Sammlern oder Nachlassverwalter übernommen hat. Es sind beispielsweise die Sammlung Feigenwinter, Jutzi, Lindau und Keck.

Beispielhaft sehen Sie hier zwei Beispiele von Forschungsarbeiten von Mitgliedern der GHGRB:

Die Bruhin aus Schwyz und ihre Wappen

In den von Johannes Heim aufgezeichneten „Sagen und Erzählungen aus der March“ (1984) wird auch von einem Fremden berichtet, der in uralten Zeiten aus dem Süden in die Gegend der schwyzerischen March zugewandert sei. Dieser begann mit der Rodung des Waldes. Eines Tages wurde er von einem hungrigen Bären überrascht. Der ungleiche Kampf zwischen den beiden ging schlussendlich zugunsten des tapferen und starken Fremdlings aus. Es sprach sich in der Gegend herum, dass man ihn zu etwas „bruchen“ könne, weshalb die Nachfahren jenes Helden sich heute noch mit Stolz „Bruhin“ nennen und die Bärentatze zu seinem Gedenken in ihrem Wappen tragen. Styger (1936) weiss weiter zu berichten, jener Bruhin habe den Bären sogar erlegt, diesen pflichtbewusst der Obrigkeit abgeliefert und dafür die Tatze als Trophäe abgehauen, während Th. A. Bruhin dies mit der Rettung eines Burgfräuleins verbindet und seinem Wappen ein Gedicht widmet (1878). Tatsache aber ist, dass das Geschlecht ursprünglich Brui, Bruy, Bruchli(n), Bruchi, Bruhi oder Bruching hiess. Ende des 17. Jahrhunderts trat die heutige Schreibweise Bruhin auf, die jedoch nur langsam den alten Namen verdrängte. Es existiert aber in der March heute noch ein Familienzweig unter der Namensform Bruin (Bruhin 1979). Die ältesten Namensträger lassen sich anfangs des 13. Jahrhunderts im Gebiet des oberen Zürichsees nachweisen, wo die „Märchler Bruhin“ heute noch ansässig sind, ferner in der Linthebene bis zum Walensee. Die erste urkundliche Erwähnung dürfte diejenige von „Ruod. Bruhi von Sibineichen“ (Siebnen) im Einsiedler Einkünfteurbar aus dem Jahre 1217/1222 sein (P. Kläui). Vorübergehend waren im 15. Jahrhundert einige wenige Bürger von Winterthur (Dejung, Hauser und H. Kläui). Im 14. Jahrhundert ist das Geschlecht in den zugerischen Berggemeinden Menzingen und Neuheim sowie im Aegerital nachweisbar. Ob es sich dabei um Ausgewanderte aus der March handelt, kann heute nicht mehr entschieden werden. Wickart ist der Auffassung, dass die zugerischen Bruhin aus dem Gaster zugewandert seien, da sie als Lehensträger der Herren von Habsburg nach einem Streit mit dem Grafen von Toggenburg das Land meiden mussten und nach Menzingen zogen. Als Bebauer der Dinghöfe des Stiftes Einsiedeln waren sie zu Hinterburg und Oelegg (Gemeinde Neuheim) gemäss Urbar von 1351, zinspflichtig und hatten als „Bruchinge von Menzingen an zechenden ze Menzingen und umb den Berg (ev. Gottschalkenberg) 5 stuk 20 geltes ze lechen von uns“ (P. Kläui). Ein „Wernher Bruchi von Mentzingen“ mit seiner Frau Adelheit wird bereits 1320 in einer Urkunde der Aebtissin Elisabeth vom Fraumünster Zürich genannt (Escher). Heinrich von Wülflingen, Vogt und Pfleger der Kapelle zu Sargans (Grünenfelder 1991), später Landvogt zu Sargans, Brosi (Ambrosius) von Menzingen und Hans „us der Ow“ (= Au, Laubau, Gemeinde Neuheim) fallen 1515 bei Marignano (Henggeler 1940, 1942). Andere Menzinger kommen in fremden Kriegsdiensten um, so Hans „ab dem Berg“ (= Menzingen) „in welschen Landen“ (Henggeler 1951), Jungheini „us der Ow“ auf Rhodos, um 1522 (Henggeler 1942, 1944), Jost in den Hugenottenkriegen 1575 (Henggeler 1945), Johann Georg 1657 sowie Wendelin 1693, beide in Italien (Registerbuch). Melchior beteiligte sich während 18 Jahren an Feldzügen in Deutschland und Italien. Auch sein Vater Jakob diente schon in der kaiserlichen österreichischen Armee (Henggeler 1942, 1962). In Schlachten und durch fremde Kriegsdienste wird das Geschlecht laufend dezimiert, so dass das Menzinger Pfarregister für die Zeit ab 1657 nur noch 4 Eheschliessungen und 16 Geburten verzeichnen kann (Registerbuch).

Schliesslich erlischt mit Walter (+ 1715) das Geschlecht im Kanton Zug, aber ausgestorben ist es trotzdem nicht, denn Oswald von Menzingen wanderte nach dem grossen Brand von Schwyz (1642) dorthin aus, um beim Wiederaufbau als Handwerksmeister mitzuarbeiten. Durch seine Verheiratung mit Barbara Späni 1644 wurde er mit total 318 Nachkommen zum Stammvater der „Schwyzer Bruhin“. Von diesen lebten 1989 in Schwyz 12, in anderen Kantonen 20 und in Übersee 4 Namensträger. Der Familienzweig der „Märchler Bruhin“ ist hingegen wesentlich grösser: allein in den 7 schwyzerischen Gemeinden Altendorf, Galgenen, Lachen, Reichenburg, Schübelbach, Tuggen und Wangen sind 1987 insgesamt 436 Personen mit diesem Namen gezählt worden (Heim 1987). Ein Zusammenhang zwischen den der in der March, in Winterthur, im zugerischen Menzingen und in Schwyz auftretenden Namensträgern kann urkundlich nur teilweise nachgewiesen werden. Ähnliche Wappenfiguren (1 bis 4) lassen jedoch verwandtschaftliche Verbindungen vermuten.

Abgesehen von der sagenumwobenen Namengebung könnte der Name nach Styger (1936) von „bruchmachen“, d.h. landumbrechen, urbarisieren, abgeleitet sein. Im redenden Wappen 5 von 1414 des Heinrich aus der March, mit dem gestielten Beil als berufliche Figur, weist auf diese Interpretation hin. Daraus leitete Styger (1936) den Vorschlag für das Wappen 6 ab, das die Hacke in Anspielung auf den Ursprung des Namens „Bruch“ im Sinne von „umbrechen“ oder „urbarisieren“ zeigt.
Die ältesten Bruhin-Wappen zeigen die Bärentatze, die sich in mehreren Varianten in der Linthebene, in der schwyzerischen March und in Winterthur nachweisen lassen: Arnold, der auf Seiten der Habsburger als Vogt auf Windegg (Gaster) amtete und als Hauptanführer die Mordnacht von Weesen vom 22. Februar 1388 anzettelte, führt zwei nach rechts weisende Bärentatzen (Wappen 1). Sein Siegel befindet sich auf einer Urkunde, ausgestellt am 23.4.1393 in Zürich, als er dem Landvogt Reinhart von Wetzingen seine Geldschulden quittierte.
 
Das Wappen 2 von Rudolf, 1407 Rektor der Kirche von Wangen, zeigt die aufrechte Tatze (Styger 1936), während Rudolf II (+ 1495) verheiratet mit Anna Ehinger von Konstanz, Schultheiss von Winterthur, zwei aufrechte Tatzen (Wappen 3) führt (Dejung, Hauser).
Das Wappen 4 des Johann, Ammann in der March von 1606, zeigt die aufrechte Bärentatze über Dreiberg, beseitet von zwei Sternen. Diese Wappenfigur über Dreiberg, mit oder ohne Sterne, wird von den Bruhin in der March in ihren Wappenscheiben, als Stuben- und Möbelverzierungen, an den Fassaden ihrer Bürgerhäuser und Bauerhöfe und auf Grabdenkmälern weitergeführt (Jörger). Auch jene beiden Märchlerinnen, die durch Verheiratung in Schwyz ansässig geworden sind, führten die Bärentatze in ihrem Wappen: Catharina von Schübelbach (+ 1669), in erster Ehe verheiratet mit dem Zeugherrn und Neunerrichter Jakob Reding von Biberegg (+ 1629), in zweiter Ehe mit dem Landammann Johann Sebastian Ab Yberg (+ 1651), sowie Maria Margarita von Altendorf, wohnhaft in der Steinegg (+ 1628), der vierten Ehefrau des Landammann Heinrich Reding von Biberegg (+ 1634). Im 18. Jahrhundert machte die redingsche Ahnenprobe daraus eine Maria Margarita von Steinegg in der Meinung, dass damit die adlige Abstammung bewiesen sei (Styger 1936). Dieses Märchler- Wappen (Nr. 4) findet sich auf dem von Catharina Bruhin („F.C.B. 1668“) gestifteten Kelch in der Pfarrkirche St. Martin in Schwyz, während am Wohnsitz der Maria Margarita im Grosshus am Brüel es sich an der zinnernen Nische des Einbaubuffets (heute im Esszimmer im 2. Stock), am Giebelaufsatz (als Allianzwappen Reding-Bruhin) und im Giebel der Südseite der Liegenschaft findet. Schliesslich ist es auch auf der Wappenscheibe des Johann Ignatius, Pfarrer zu Tuggen, in der ehemaligen Sammlung Schuler-Styger im „Grosshus“ anzutreffen (Meyer). Die Bärentatze war demnach in Schwyz bekannt. Als im Jahre 1807 die volljährigen männlichen „Beisassen“ des alten Landes Schwyz (total 427) aus 72 Geschlechtern als „neue Landleute“ aufgenommen wurden, haben die Schwyzer Bruhin, entweder in Unkenntnis ihrer zugerischen Abstammung, oder um eine verwandtschaftliche Beziehung zu dokumentieren, diese Bärentatze zu ihrem Wappen gewählt (Bruhin 1979). Bis zu diesem Zeitpunkt zählten sie als Zugewanderte nicht zu den „Landleuten“, die seit alters her hier wohnten und politisch wie wirtschaftlich (Allmeindrecht) frei waren. Als zugewanderte „Beisassen“ waren sie (gemäss Beisassenordnungen von 1694 und 1697) politisch wie wirtschaftlich eingeschränkt. So war ihnen z. B. Häuserbesitz im Dorf Schwyz bis 1696 nicht gestattet (Styger 1914). Wollten sie heiraten, hatten sie bei den „Gnädigen Herren“ (Landrat) eine Bewilligung einzuholen. Ausserdem mussten sie ein gutes Seiten- und Übergewehr mit 10 Pfund Blei vorweisen, oder eine Abgeltung leisten, eine Bürgschaft von 200 Gl. hinterlegen, ein sog. Kastengeld von 10 Gl. entrichten und eine Gebühr von 25 Gl. an den Säckelmeister zahlen (Tschümperlin). Die neuerlangte politische Gleichstellung wurde schliesslich mit einer „Wappentafel sämtlicher Schwyzergeschlechter von 1807“ dokumentiert, die sich im dortigen Turmmuseum befindet. Styger war noch 1936 der Meinung, die „Schwyzer Bruhin“ würden ursprünglich aus der March stammen, weshalb er ihnen in seinem Wappenbuch die Bärentatze zuwies.

Ihrer Abstammung entsprechend sollten die „Schwyzer-Bruhin“ deshalb eher ein Wappen ihrer beiden Vorfahren aus Menzingen (siehe unten) führen, entweder den Sporenstiefel, oder aber den steigenden Hirsch. Die Bärentatze oder das gestielte Beil könnte die Märchler-Bruhin kennzeichnen.

Die Wappen der Menzinger Bruhin

Wappenbilder zugerischer Bruhin sind uns erst aus der Mitte des 17. Jh. bekannt (Iten), obwohl sie als Angehörige der bäuerlichen Oberschicht seit dem 14. Jh. dort ansässig sind (Sablonier). Auch kennt man kein Wappen des Heinrich Bruhin von Wülflingen (Gemeinde Menzingen), der 1513 von der Tagsatzung in Baden zum eidgenössischen Landvogt im Sarganserland gewählt wurde. Da er 1515 bei Marignano fällt, blieb seine Wappenscheibe im Rittersaal des Schlosses Sargans leer.

Sebastian Bruy: Das Ermitage-Museum in St. Petersburg besitzt eine Sammlung von Bildscheiben schweizerischen Ursprungs, die von Bélinsky 1914 beschrieben wurden. Unter diesen befindet sich auch eine, die nebst Maria mit dem Kind, den Apostel Petrus und Niklaus von Flüe, auch die Namen und Wappen der 3 Stifter trägt:

„Josuwe Heinrich Schützenmeister Zäger
Jacob Staub von Mentzigen
Sebastion Bruy von Mentzige“

Die Scheibe könnte dem 1629 verstorbenen Zuger Tobias Müller zugeschrieben werden (Iten), sie muss aber vor 1655 entstanden sein, denn in diesem Jahr wurde Josua Heinrich an der Tagsatzung zu Baden zum zugerischer Landvogt im Sarganserland bestimmt.
Die Blasonierung des Wappen Bruys lautet (nach Bélinsky): armes d’azur à la houssette d’or traversée par une flèche d’argent, posé sur un mont à trois copeaux de sinople; tous les écus damasquinés (auf Blau [damasziert] ein goldener, durch einen silbernen Pfeil durchbohrter Sporenstiefel über grünem Dreiberg gestellt). Die oben rechts dargestellte Schuhmacherwerkstatt könnte auf Sebastians Beruf hinweisen. Die staatliche Ermitage (A. S. Poljakow) im damaligen Leningrad (heute St. Petersburg) hat 1981 die Fotografie dieser Scheibe in verdankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

Melchior Bruy, dessen Vater Jakob schon in kaiserlichen Diensten stand, beteiligte sich während 18 Jahren an Feldzügen in Deutschland und Italien. 1621 war Melchior an der Universität Dillingen a.d. Donau und 1622 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert (Bieler). Im Jahrzeitbuch Menzingen ist er mit einer Gabe von 300 Gl. erwähnt. Gleichzeitig gedenkt er auch seiner Eltern Jakob und Justina Müller und seiner Grosseltern Bernhard und Anna Ziperlin (Henggeler, 1942). Durch Adelsbrief vom 4. November 1630, ausgestellt von Kaiser Ferdinand II. in Regensburg, wurde ihm der erbliche Adelstitel verliehen

Dieser Adelsbrief, mit seinem Wappen, befindet sich in der Bürgerratskanzlei Menzingen. Eine Transkription ist von Henggeler 1962 publiziert worden. Das sich früher im Rathaus befindliche Portrait galt 1962 als verschollen. 1980 war es in Privatbesitz in Uznach. Die Blasonierung des Wappens, das sich sowohl auf dem Adelsbrief, als auch auf seinem Portrait befindet, lautet: In blau, über grünem Kleeblatt, springender zehnendiger Hirsch, beseitet von zwei grünen Lilien. Dass der Wappenbrief des Melchior sich heute in Menzingen befindet, weist auf seine Verbindungen mit der alten Heimat hin, die er nicht verloren hatte, denn sonst hätte er nicht als Adelsprädikat den Zusatz „von Menzingen“ erbeten.

Schlussfolgerungen

Alle mir bekannten Namensträger Bruhin verwenden heute noch entweder die Bärentatze (in Variationen), oder das gestielte Beil als ihre Wappenfiguren. Interessant ist, dass keiner der Nachkommen aus dem zugerischen Menzingen weder den springenden Hirsch, noch den Sporenstiefel wählte. Einzig der Verfasser benützt heute das Wappen mit dem springenden Hirsch, während sein Bruder Rudolf Franz, als Ritter vom HL Grab (OESSH) die Bärentatze wählte (Abb. 8 und 9).

Portrait des Melchior Bruy, MenzingenAdelsbrief Melchior Bruy Menzingen
Herbert BruhinRudolf Franz Bruhin
Siegel des Arnold Bruchi von 1392Rudolf bruchly II von 1447
Josef Anton Goffried BruhinWappen 8 des Sebastian Bruy

Benützte Literatur

Bélinsky, Wladimir de: Les vitraux armoriés suisses du musée de l’Ermitage St-Petersbourg, Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 28, 1914, S. 1.
Bieler, Anton: Die Zuger an ausländischen Hochschulen. Heimat-Klänge, Bd. 28, Nr. 35, 1948, S. 35.
Bruhin, Herbert: Beiträge zur Geschichte des Geschlechtes Bruhin. Jahrbuch 1979 der Schweiz. Gesellschaft für Familienforschung, S. 81.
Bruhin, Herbert: Thomas A. Bruhin, 1835-1895, Biographie eines Theologen aus Pflicht und Botaniker aus Leidenschaft. Historischer Verein des Kantons Schwyz, 2001
Bruhin, Thomas A.: Mein Wappen, Bote der Urschweiz (Schwyz), No. 15, 20.2.1878, S. 5.
Dejung, Emanuel und Richard Zürcher: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VI, Basel 1952, S. 58 und S. 336.
Escher, Jakob und Paul Schweizer: Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 10, 1916, S. 81.
Gruber, E., A. Iten und E. Zumbach: Urkundenbuch von Stadt und Amt Zug, Zug, 1952.
Hauser, Kaspar: Die Wappen in der Sakristei der Stadtkirche in Winterthur, 1493, Schweiz. Archiv für Heraldik, Bd. 26, 1912, S. 15.
Heim, Johannes: Kleine Geschichte der March, Bd. II, 2. Aufl. 1987, S. 268, Bd. III, Wangen-Nuolen, 1984, S. 51.
Henggeler, Rudolf: Das Schlachtenjahrzeit der Eidgenossen. Quellen zur Schweizergeschichte, N. F., II. Abt., Bd.3, 1940
Henggeler, Rudolf: Jahrzeitbuch Menzingen, Heimat-Klänge, Bd. 22, 1942, S. 185.
Henggeler, Rudolf: Jahrzeitbuch Neuheim, Heimat-Klänge, Bd. 24, 1944, S. 117.
Henggeler, Rudolf: Jahrzeitbuch Oberägeri, Heimat-Klänge, Bd. 25, 1945, S. 85.
Henggeler, Rudolf: Ritter Melchior Bruhin von Menzingen, Zuger Neujahrsblatt, 1962, S. 25.
Iten, Albert und Ernst Zumbach: Wappenbuch des Kantons Zug, Zug 1974.
Jörger, Albert: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Bd. 2: Der Bezirk March, Basel 1989.
Kläui, Hans: Die Geschichte der Pfarrei (Veltheim) bis zur Reformation. In: Festschrift zur Restauration 1977-1980 der Dorfkirche Veltheim. Veltheim (ZH), 1980. Kläui, Paul: Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Abt. II, Bd. 2, Aarau 1943, Bd. 3, Aarau 1957.
Meyer, André: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Bd. 1: Der Bezirk Schwyz, Basel 1978.
Registerbuch der Pfarrei Menzingen für 1657-1756, Pfarrarchiv Menzingen
Sablonier, Roger: Innerschweizer Gesellschaft im 14. Jahrhundert, Sozialstruktur und Wirtschaft. In: Historischer Verein der Fünf Orte (Herausgeber): Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft. Jubiläumsschrift 700 Jahre Eidgenossenschaft, Bd. 2, Olten 1990.
Styger, Dominik: Die Beisassen des alten Landes Schwyz, Diss. Jur. Universität Bern, Schwyz, 1914
Styger, Martin und Paul: Wappenbuch des Kantons Schwyz, Genf 1936.
Taufbücher, Sterbebücher und Register der Pfarrei Schwyz, 1584 ff., 1615 ff., Pfarrarchiv Schwyz.
Tschümperlin, Caspar: Die Beisassen im Alten Land Schwyz, Bote der Urschweiz, Nr. 70, 19.7.1985, S. 8.
Wickart, Paul Anton: Die Geschlechter der Stadt Zug nach ihrem Ursprunge und Herkommen. Geschichtsfreund, Bd. 23, 1868, S. 284
Wyss, Franz: Die Zuger Glasmalerei. Korporation Zug, 1968, S. 114.

Jörg von Nördlingen

Holztafel 1 – St. Georgskirche, Nordwand, von Westen im 4. Joch über der mittleren Tür.

Auf einer kreisrunden Holztafel im Mittelkreis ein aus Holz gearbeitetes, frei plastisches und polychromiertes Wappen. Beidseitig leicht getartschter Schild: im blauen Schildhaupt nebeneinander drei goldene Sterne, darunter auf schwarzem Grund ein goldener Löwe mit roter Zunge, der in seinen Pranken einen blauen Reichsapfel hält, der über goldenen Bügeln ein goldenes Kleeblattkreuz trägt; Stechhelm, Helmdecken gold und schwarz; Helmzier: über gold-schwarzem Wulst wachsend die Schildfigur mit Reichsapfel mit Kleeblattkreuz; die Helmzier ragt über die Inschriftzone und den Aussenrand der Holztafel hinaus.

Am Aussenrand der Holztafel befindet sich, von zwei plastischen Wulstringen gerahmt (aussen: Lorbeerkranz, der je viermal on drei und zwei runden Knospen oder Früchten unterteilt ist; innen: fortlaufend ein kurzer Rundstab und zwei Kugeln), ein Kreisring mit einer Inschrift: auf Holz auf weissem Grund in schwarz gemalt eine einzeilige Inschrift in Fraktur und arabische Ziffern. Im An- und Inlaut langes s; im Anlaut v statt u; im Inlaut u statt v oder f; i-Punkte; u-Bogen; Abbreviatursiglen; In Ligatur de; spitzständig quadratische Punkte. Besonders die Versalien, aber ebenso Punkte und u-Bogen sind durch Zierstriche und -schwänze aufwendig gestaltet. Die Inschrift des restaurierten Totenschildes ist sehr gut erhalten.

Mit einem Geschlachtwander Michael Jörg aus Bopfingen, der 1494 das Nördlinger Bürgerrecht erwarb, beginnt die Familiengeschichte der Jörg in Nördlingen. Jener Michael Jörg steuerte in Nördlingen 1494-1536, sein gleichnamiger Sohn Michael 1540-1568, von dem die fünf Brüder Hans, Johann Baptista, Georg, Matthäus und Christoph abstammten, die alle zusammen 1602 von dem Nördlinger Ratsadvokaten Dr. Sebastian Röttinger einen Wappenbrief erhielten. Hans oder Johann Jörg, Gewandschneider, steuerte 1571-1603, wobei sein Steuerbetrag von 2 fl. (1571) auf 130 fl. (1603) anwuchs, so dass sein Vermögen vor seinem Tode am 25. Dezember 1605 wohl mehr als 26000 fl. betragen hat. Johann Jörg war 1587 Mitglied des Stadtgerichtes, 1589 des Rates und seit 1596 Bürgermeister und Stadtkämmerer bis zu seinem Tode. Angeblich heiratete er erstmals am 4. Mai 1571 Barbara Mundbach und zum zweiten Male am 3. August 159 Maria, die Witwe des Nassauischen Rates Dr. iur. Johann Graf. Seine Witwe hat bis zu ihrem Tod in Nördlingen 1606-1611 gesteuert.

Der Bruder von Johann Jörg, Johann Baptist Jörg, war Skribent in Österreich, wurde in Nördlingen 1596 jud. Ass., 1606 Mitglied des Rates der Reichstadt, 1617 Stadtkämmerer, 1629 des Geheimen Rates und 1630 Bürgermeister; er ist am 18. Oktober 1639 gestorben.

Quelle:

Beschreibung des Totenschildes aus: Klaus Raschzok / Dietmar-H.Voges „…… dem Gott gnädig sei“.
„Totenschilde und Epitaphien in der St. Gerorgskirche in Nördlingen“ Beck, 1998 Publikationen zur Ausstellung anlässlich der 1100 – Jahrfeier der Stadt Nördlingen, mit Einleitung und Beschreibung von 30 Totenschilden und Epitaphien.

Holztafel 1: Johan Jörg, St. Georgskirche, Nordwand, von Westen im 4. Joch über der mittleren Tür.
Dies ist ein Totenschild mit Familienwappen.

Holztafel 2 – Jörg, Johann Baptist, Totenschild, 1639 St. Georgskirche, Nordwand, von Westen im 4. Joch über der mittleren Tür.

Auf einer kreisrunden Holztafel im Mittelkreis ein aus Holz gearbeitetes, frei plastisches und polychromiertes Wappen. Beidseitig leicht getartschter Schild; im blauen Schildhaupt nebeneinander drei goldene Sterne, darunter auf schwarzem Grund ein goldener Löwe mit roter Zunge, der in seinen Pranken einen blauen Reichsapfel hält, der über goldenen Bügeln ein goldenes Kleeblattkreuz trägt; Stechhelm, Helmdecken gold und schwarz; Helmzier: über gold-schwarzem Wulst wachsend die Schildfigur mit Reichsapfel mit Kleeblattkreuz; die Helmzier ragt über die Inschriftzone und den Aussenrand der Holztafel nicht hinaus.

Am Aussenrand der Holztafel befindet sich, von zwei plastischen Wulstringen gerahmt (aussen: Lorbeerkranz, der an beiden Seiten in der Mitte mit zwei Engelsköpfen und oben mit einer Rose belegt ist; innen: Lorbeerkranz, der symmetrisch von vier Fruchtständen und drei Rosen unterteilt ist), ein Kreisring mit einer Inschrift: auf Holz auf weissen Grund in schwarz gemalt eine einzeilige Inschrift in Fraktur und arabischen Ziffern.

Im An- und Inlaut langes s; im Anlaut v statt u, im Inlaut v statt f; verschiedene r im In- und Auslaut; spitzständig quadratische i-Punkte; u-Bogen; Abbreviatursiglen. Besonders die Versalien, aber ebenso andere Buchstaben wie vor allem das Schluss-s sind durch Zierstriche und -schwänze aufwändig gestaltet. Die Inschrift des restaurierten Totenschildes ist sehr gut erhalten. Die Inschriftzone wird unten in der Mitte von einem in die Holztafel eingefügten, unten aus ihr vorkragenden Rundmedaillion unterbrochen, das den Portraitkopf des Verstorbenen zeigt.

Año 1 6 3 9. den 18 Octobris Starb der Ehrnveste Fürsichtig V: Wolweise Herr Joh: Baptist Jörg Alter Burgermaiester V: Statt Cammerer seines Alters 79 Jahr. D G G.
Bedeutung der Verkürzungen: V: = Vnd, und; Joh: = Johann, D G G. = Dem Gott Gnad.

Der Vater von Johann Baptist Jörg war der Geschlachtwander und Tuchmacher Michael Jörg, gest. 1569, verh. 1540 mit Margaretha Frickhinger, aus welcher Ehe die sechs Söhne Michael (Geschlachtwander und Tuchhändler, gest. 1590), Johann (Gewandschneider, Ratsherr, Bürgermeister und Stadtkämmerer, gest. 1605, -siehe Totenschild Nr. 1) Johann Baptist (gest. 1639, siehe diesen Totenschild Nr. 2), Georg (Lodweber, gest. um 1620), Matthias (Gerber, gest. 1620) und Christoph (Geschlachtwander, gest. 1633) stammen, die alle zusammen 1602 von dem Nördlinger Ratsadvokaten Dr. Sebastian Röttinger einen Wappenbrief erhielten, der das oben blasonierte Wappen bestätigte.

Johann Baptist Jörg wurde in Nördlingen am 6. August 1560 geboren, zog nach vollendeter Schulzeit 1580 nach Österreich, wo er als Skribent tätig war. In Nördlingen wurde er 1596 Jud. Ass., 1606 Mitglied des Rates der Reichsstadt Nördlingen, 1617 Stadtkämmerer, 1629 des Geheimen Rates und 1630 Bürgermeister bis zu seinem Tode am 18. Oktober 1639. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 gehörte Johann Baptist Jörg zu der Nördlinger Ratsabordnung, die im Heerlager der Kaiserlichen in Reimlingen für die besiegte Reichsstadt möglichst gute Bedingungen auszuhandeln suchte.

Johann Baptist war zweimal verheiratet: erstens am 12. Januar 1589 mit Rosina Maier (gest. 1606), Witwe des Ratsherrn Leonhard Spangenberger, und zweitens am 2. November 1606 mit Apollonia Dehler, Tochter des Fuhrmannes Leonhard Dehler. Während die erste Ehe kinderlos blieb, stammt aus der zweiten Ehe neben anderen Kindern Daniel Baptist Jörg (geb. 6. Juli 1612, gest. 9. Juli 1671), Apotheker, der 1637 ins Stadtgericht kam, später Mitglied des Rates und des Geheimen Rates wurde. Seine Nachkommen gingen Ende des 18. Jahrhunderts nach Holland.

Dietmar-H. Voges: Totenschilde und Epitaphien der Familie Jörg in der St. Georgskirche in Nördlingen in: 30. Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries (2002) S. 193 – 205.

Holztafel 2: Jörg, Johann Baptist, Totenschild, 1639 St. Georgskirche, Nordwand, von Westen im 4. Joch über der mittleren Tür