Verwandtschaft
Als Familienforscher muss man sich zweifelos mit der Verwandtschaft befassen. Einheitliche Begriffe für die Bezeichnung von Verwandtschaftsgraden sind aber kaum zu finden. Wir versuchen hier ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Die Themen:
Deutschsprachige Begriffe
- Kekule
- Saragossa
- Nachfahren
- Amerikanische Gewohnheiten
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Die wichtigsten deutschsprachigen Begriffe
Begriff | Erklärung |
Aboville | Dies ist ein System, mit dem man die Nachfahren einer Person eindeutig numeriert. Das erste Zeichen im "Code" ist immer ein Buchstabe. Dieser Buchstabe (A) kennzeichnet die Generation des Probanden, B seine Kinder, C die Enkel usw. Die Kinder werden der Reihe nach durchnumeriert mit arabischen Ziffern. Jedes Kind übernimmt die Nummern seines Vaters plus seine eigene Nummer: Ein kleines Beispiel: C1.1.3. Das erste Kind des Probanden (A) hatte ein Kind B1.1. Dieses hatte mindestens drei Kinder, davon haben wir hier das dritte C1.1.3. |
Kekule | Stephan Kekule (1863-1933) war deutscher, er erfand dieses Nummerierungssystem. (Anmerkung: Kekule findet man auch Kekulé geschrieben. Der berühmte Genealoge selber soll sich immer ohne dass é geschrieben haben, deshalb verwenden wir dieses hier so). Sein Vater war der Entdecker des Benzolrings (August Kekulé), dieser schrieb sich immer mit é. |
Gewohnheitsrecht | Auf diese einzugehen ist sehr schwierig, man redet innerhalb der Familien von Cu-Cousins, von Ureltern, usw. diese Bezeichnungen sind aber willkürlich. |
Soundex-Code | Da die Schreibweisen der Namen in der Zeit vor Einführung der Standesämter häufig wechselten, kann man mit dem Soundex-Code ähnliche Namen ermitteln (z.B. Meier und Maier): Der Soundex mach vor allem Sinn wenn der Name gleich "soundet" (Zum Merken). Dies ist vor allem bei der Suche nach Auswandern sinnvoll, da Namen bei der Aus-/Einwanderung vielfach eine Änderung erfuhren. |
Tiny-Tafel | Eine Tiny-Tafel zeigt die bisher ermittelten Ahnen in Kurzform. Inhalt sind der Soundex-Code, Jahr der ersten und letzten Nennung eines Nachnamens, evt. Orte. Moderne Genealogie-Programme generieren diese Aufstellung auf Knopfdruck. |
Saragossa | Diese Namengebung wird selten unter diesem Namen verwendet, wird aber häufig angewandt. |
Vorfahren | Für die Kennzeichnung der Vorfahren hat sich weitgehend die Nummerierung nach Kekule durchgesetzt. |
Nachfahren | Für die Nummerierung der Nachfahren werden verschiedene Systeme eingesetzt. Die meistverwendeten Bezeichnungssysteme sind die Nummerierung nach Aboville oder Saragossa. |
Kekule (Nummerierung der Vorfahren)
Ausgangsperson
(Proband) (1) |
Vater (2)
|
Grossvater (4)
|
Urgrossvater (8) |
Urgrossmutter (9) | |||
Grossmutter (5)
|
Urgrossvater (10) | ||
Urgrossmutter (11) | |||
Mutter (3)
|
Grossvater (6)
|
Urgrossvater (12) | |
Urgrossmutter (13) | |||
Grossmutter (7)
|
Urgrossvater (14) | ||
Urgrossmutter (15) |
Aus obigen Schema geht das Nummerierungssystem hervor. Der deutsche Stephan Kekule erfand diese logische Nummerierung. Dabei gilt es zu beachten:
- Die Ausgangsperson erhält immer die Nummer 1, egal ob männlich oder weiblich.
- Der Vater erhält die 2; die Mutter die 3, der Grossvater die Nr. 4, usw.
- das heisst die Namens-Stammlinie der Ausgansperson ergibt 1,2,4,8,16
Man kann also folgende theoretische Ahnenanzahlen errechnen.
Generation
(Anmerkung1) |
Generation
(Anmerkung1) |
Kekule - Nummern
|
Bezeichnung (Anmerkung 2) |
Jahr ungefähr
(Generation = 30 Jahre) |
|
von
|
bis
|
||||
1
|
0
|
-
|
1
|
Proband (Anmerkung 3) |
2000
|
2
|
1
|
2
|
3
|
Eltern |
1970
|
3
|
2
|
4
|
7
|
Grosseltern |
1940
|
4
|
3
|
8
|
15
|
Urgrosseltern |
1910
|
5
|
4
|
16
|
31
|
Alteltern (UrUrgrosseltern) |
1880
|
6
|
5
|
32
|
63
|
Altgrosseltern |
1850
|
7
|
6
|
64
|
127
|
Alturgrosseltern |
1820
|
8
|
7
|
128
|
255
|
Obereltern |
1790
|
9
|
8
|
256
|
511
|
Obergrosseltern |
1760
|
10
|
9
|
512
|
1'023
|
Oberurgrosseltern |
1730
|
11
|
10
|
1'024
|
2'047
|
Stammeltern |
1700
|
12
|
11
|
2'048
|
4'095
|
Stammgrosseltern |
1670
|
13
|
12
|
4'096
|
8'191
|
Stammurgrosseltern |
1640
|
14
|
13
|
8'192
|
16'383
|
Ahneneltern |
1610
|
15
|
14
|
16'384
|
32'767
|
Ahnengrosseltern |
1580
|
16
|
15
|
32'768
|
65'535
|
Ahnenurgrosseltern |
1550
|
17
|
16
|
65'536
|
131'071
|
Urahneneltern |
1520
|
18
|
17
|
131'072
|
262'143
|
Urahnen-Grosseltern |
1490
|
19
|
18
|
262'144
|
524'287
|
Urahnen-Urgrosseltern |
1460
|
20
|
19
|
524'288
|
1'048'575
|
Erzeltern |
1430
|
21
|
20
|
1'048'576
|
2'097'151
|
Erzgrosseltern |
1400
|
22
|
21
|
2'097'152
|
4'194'303
|
Erzurgrosseltern |
1370
|
23
|
22
|
4'194'304
|
8'388'607
|
Erzahneneltern |
1340
|
24
|
23
|
8'388'608
|
16'777'215
|
Erzahnen-Grosseltern |
1310
|
25
|
24
|
16'777'216
|
33'554'431
|
Erzahnen-Urgrosseltern
|
1280
|
26
|
25
|
33'554'432
|
67'108'863
|
-
|
1250
|
Anmerkungen
1. | In verschiedenen Listen wird die "erste Generation" (die des Probanden) als Generation 0 (Null) geschrieben. Es wird aber auch für diese Generation die Generation 1 gefunden. Man muss also achten wo die Nummerierung begonnen wurde. |
2. | Diese Generationenbezeichnung ist in der Schweiz kaum anzutreffen, sie wird aber in Deutschland häufiger angewendet. |
3. | Für die Bezeichnung Proband findet man auch die Bezeichnungen Bezugsperson, Ahnenträger und Ahnling. |
Wieso sind diese Zahlen theoretisch? Dies ist auf den Ahnenschwund zurückzuführen, denn gewisse Vorfahren werden doppelt aufgeführt, da sie als mehrfacher Ahne in dieser Vorfahrentafel vorkommen werden.
Nachfahren
Für die Nachfahrenliste haben sich bisher 2 Bezeichnungssysteme durchgesetzt. Diese werden für patriarchalische oder nichtpatriachalische Systeme so eingesetzt.
Die Nachfahrenlisten (Aboville) | Saragossa | ||||
|
|
Verwandschaftsbezeichnungen - Cousin
Die Cousin sind einfach zu definieren. Es wird immer die gleiche Generation als Cousin bezeichnet. Die Nummerierung des Grades kann in beliebieger Höhe erfolgen - man kann also beispielsweise Cousin 9. Grades (usw.) finden. Für die Enkelkinder des Urgrossvaters beispielsweise existieren keine definierten Bezeichnungen.
Verwandschaftsbezeichnungen - Onkel/Tante
Noch einfacher scheinen die Bezeichungen Tante/Onkel zu sein. Es geschieht nach beliebigem Anzahl Generationen. Auch hier findet man für die Kinder des UrUrgrossonkels keine definierte Namensgebung. Man beschreibt dann die Verwandtschaft (UrUrgrossonkel sein Kind). Auch hier sind der Anzahl der Generationen keine Grenzen gesetzt.
Wie eingangs erwähnt sind im Volksmund noch einige andere Bezeichnungen geläufig. Auf diese hier einzugehen ist nicht sinnvoll. Vermutlich würde es mehr Verwirrung stiften als Hilfe leisten.
Fazit der deutschen Begriffe
Diese sind nicht so umfassend und so klar definiert. Es ist sicher sinnvoll die Generationen klar auszuschreiben. Die hier zum Teil aufgeführten Zusammenstellung bis in die 25igste Generation wird nicht einheitlich so verwendet. Also aufgepasst bei der Angabe der Verwandtschaft, dass keine Missverständnisse entstehen.
Die amerikanischen Begriffe
"Cousin" gemäss amerikanischem Lexikon:
1. | Ursprünglich. Eine Person, verwandt durch Abstammung von einem gemeinsamen Vorfahren, aber nicht von Bruder oder Schwester | |
2. | Ein Kind einer Tante oder eines Onkels. Wird auch "deutscher Cousin", "erster Cousin" oder "voller Cousin" genannt. | |
3. | Ein Verwandter, der von einem gemeinsamen Vorfahren abstammt, z.B. einem Grossvater, um zwei oder mehr Grad in abweichender Linie: | |
a. Verwandte der Abstammung gleichen Grades; z.B. sind Kinder von 1. Cousins gegenseitig 2. Cousinsy | ||
b. Verwandte der Abstammung gleichen Grades; | ||
|
||
4. | Jeder Verwandte durch Blut oder Heirat; blutsverwandte oder angeheiratete Verwandte. | |
5. | Angehörige einer verwandten Gruppe oder verwandten Landes (europ. Cousins) | |
6. | Ein Titel oder eine Anrede eines Herrschers gegenüber einem Nobelmann oder einem andern Herrscher. |
Quellen
Herr V. Theus-Bieler (Mitglied GHGRB) | Schriftliche Dokumentation über Verwandschaftsgrade von 7. Juni 1978 |
http://www.frank-schnell.de/verwandtschaft.htm | Frank Schnell's Seite |
http://www.boehm-chronik.com/verwandtschafts.htm | Grafiken und Erklärung der Vorfahren |
http://www.genetalogie.de/artikel/html/quant/quant.html | Quantitative Genealogie, Verwandtenehen, Umschalungsprinzip |